Niederlande: Sterbehilfe-Studie zeigt Probleme auf
Eine Befragung rund um die Ausweitung der Sterbehilfe in den Niederlanden sorgt für Aufsehen. Für die Befürworter ist die Studie ein Rückschlag.
Die Niederlande sind in Bezug auf die aktive Sterbehilfe eines der liberalsten Länder der Welt. Wenn der Zustand eines Patienten aussichtslos und sein Leiden unerträglich ist, darf ein Arzt unter gewissen weiteren Einschränkungen Hilfe bei der Selbsttötung leisten.
Die Sterbehilfe-Befürworter in den Niederlanden fordern jedoch eine Ausweitung der Sterbehilfe. Politisch vertreten sind sie durch die linksliberale Partei D66, die dazu einen Gesetzesvorschlag plant. Auch jene älteren Menschen, die nicht unheilbar krank sind, aber ihr Leben als "vollendet" betrachten und damit abgeschlossen haben, sollen zukünftig Anspruch auf aktive Sterbehilfe haben.
Mit einer repräsentativen Befragung von mehr als 20'000 Bürgerinnen und Bürgern wurde untersucht, welche Gruppe von Menschen von dieser Ausweitung betroffen wäre. Dabei wurde ermittelt, dass ungefähr 10'000 Niederländer (0,18 Prozent der Bevölkerung über 55 Jahre) um Hilfe bitten, weil sie einen dringenden Todeswunsch empfinden – ohne ernsthafte Erkrankung. Jedoch empfand die Hälfte der Befragten den Wunsch nicht als unveränderlich, sondern "mal mehr, mal weniger". Nur bei einem Fünftel war er "täglich" und dauerhaft", wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Fast die Hälfte der Sterbewilligen ist zwischen 55 und 65 Jahre alt, etwa ähnlich viele haben eine niedrige Bildung.
Besonders die Faktoren, die den Todeswunsch verstärken, sorgen für politischen Gesprächsstoff. So verspürten 56 Prozent Einsamkeit, 42 Prozent das Gefühl, eine Last für andere zu sein und 36 Prozent nannten Geldmangel als Hintergrund.
Für die Befürworter der Sterbehilfe, die bisher eine Mehrheit im Parlament hinter sich hatten, sind die Ergebnisse der Studie ein Rückschlag. Aus mehreren Parteien verkündeten Stimmen, dass man neu über die Thematik nachdenken werde. Auch die Studienautorin, die Care-Ethik-Professorin Els van Wijngaarden äusserte Bedenken, ob ein neues Gesetz der Problematik gerecht werden könne. Ihre Studie ist schon die zweite zu diesem Thema. Im Jahr 2016 hatte eine durch das Gesundheitsministerium beauftragte Kommission von einer speziellen Regelung abgeraten. Personen mit starkem Todeswunsch litten im Hinblick auf ihre vielen Alterssorgen schon so "unerträglich und aussichtslos" und würden damit dem Gesetzeskriterium bereits entsprechen.
Die D66 will sich nicht entmutigen lassen und kündigte einen Gesetzesvorschlag in wenigen Wochen an, der die Studie berücksichtigen werde.