Jahresbericht 2024

Vorstand und Geschäftsstelle

Präsidium (Marion Schafroth)

Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit

Zu meinen Hauptaufgaben als Präsidentin gehört die Leitung der Vorstandssitzungen. An insgesamt acht solcher Treffen behandelte der fünfköpfige Vorstand die laufenden Geschäfte und strategischen Fragen. Die Diskussionen verliefen durchwegs konstruktiv und kritisch, und in allen wesentlichen Fragen bestand Konsens.

Am 25. Mai 2024 fand unsere Vereinsversammlung (VV) im Volkshaus Zürich statt. Insgesamt nahmen 1114 Mitglieder teil: 263 waren vor Ort, 851 nutzten die Möglichkeit der Online-Stimmabgabe. Sämtliche Anträge des Vorstands wurden ohne grössere Diskussionen oder Gegenvorschläge angenommen. Dank umsichtiger Vorbereitung und guter Kooperation aller an der Organisation beteiligten Partner (Stimmrechtsvertretung, Technik) verlief die VV zügig, und es blieb noch Zeit für interessante Austauschgespräche beim anschliessenden Apéro.

Das Berichtsjahr war für das Präsidium vor allem von Öffentlichkeitsarbeit geprägt:

• Bereits seit 2022 liefen die Vorbereitungsarbeiten für die Fachtagung «Zukunft Freitodbegleitung Schweiz», die am 26. Oktober 2024 in Zürich stattfand. Hochkarätige Referate, die fünf von EXIT erhobenen Forderungen und die abschliessende, ausführliche Podiumsdiskussion in Form einer «Mini-Arena» unter der Leitung von Sandro Brotz stiessen bei Tagungsteilnehmern und Medien auf Interesse. Mit diesem Meilenstein haben wir ein wichtiges Zwischenziel erreicht: Wir konnten die von uns angestrebte Entwicklung im Dialog mit relevanten Akteuren öffentlichkeitswirksam präsentieren und der Politik fundierte Entscheidungsgrundlagen für künftige parlamentarische Debatten zur Verfügung stellen.

• Nachdem erstmals eine Frau ihr Leben mit der Suizidkapsel «Sarco» beendet hatte, erlangte die Suizidhilfe grosse mediale Aufmerksamkeit. Dies brachte für mich neben Interviews (Tagesanzeiger, Schaffhauser Nachrichten, Schweizer Illustrierte, Blick) auch Auftritte bei Fernsehen (SRF – «Club», Teletop – «Top Talk») und Radio (SRF – «Forum») mit sich.

• Insgesamt sechs Mal war ich zu Referaten (Medizinstudierende, Seniorenverbände, Serviceclubs) eingeladen und einmal zu einem Podiumsgespräch (Theater Baden im Anschluss an eine Aufführung von «Gott» von Ferdinand von Schirach).

• Gemeinsam mit zwei Vorstandskollegen und dem Geschäftsführer nahm ich im Herbst 2024 am Weltkongress der Sterbehilfeorganisationen in Irland teil. Der Erfahrungsaustausch zwischen Vertretern verschiedener Organisationen war für alle Teilnehmenden wertvoll.

Wie in den vergangenen Jahren wirkte ich als Mitglied in EXIT-internen Gremien mit: in der Redaktionskommission (vier Sitzungen), Ethikkommission (vier Sitzungen) und der Anlagekommission (vier Sitzungen).

Mit Freude und Befriedigung darf ich festhalten, dass die Gesamtorganisation EXIT auch über dieses Berichtsjahr hin ihre Aufgaben erfolgreich erfüllen konnte. Die interne Stimmung ist gut, unsere Mitarbeitenden sind intrinsisch überdurchschnittlich motiviert und tragen die nötigen Änderungen für die kontinuierliche Entwicklung konstruktiv mit. Daher betrachte ich EXIT als gewappnet für die Anforderungen der Zukunft.

Abschliessend danke ich allen von Herzen, die in ganz verschiedenen Funktionen dazu beitragen, dass unser Verein eine Erfolgsgeschichte ist und bleibt: den Begleitpersonen, den Infusionsfachpersonen, den Konsiliarärztinnen und Konsiliarärzten, der Geschäftsprüfungskommission, der Ethikkommission, den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle und der Aussenbüros, der Geschäftsleitung sowie meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand. Ganz besonders aber auch all unseren EXIT-Mitgliedern, denn sie bilden das starke, ideell und finanziell tragende Fundament.
MARION SCHAFROTH

 

 

Freitodbegleitung (Andreas Stahel)

Erreichtes sichern und weitere Herausforderungen angehen

Vieles, was in den letzten Jahren bei EXIT und im Ressort Freitodbegleitung neu aufgegleist, eingeführt und aufgebaut wurde, konnte im vergangenen Jahr entscheidend konsolidiert werden. Dazu zählte vor allem die erfolgreiche Implementierung der erweiterten Geschäftsleitung, einschliesslich einer Juristin vor Ort, die einen Rechtsdienst direkt auf der Geschäftsstelle anbieten kann. Zudem konnten wir eine entscheidende Nachbesserung der Regionalisierungsreform erreichen, indem wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit intensiviert und die Kommunikation verbessert haben. Dieser Prozess wurde durch eine umfassende Digitalisierung sämtlicher administrativer Abläufe wesentlich erleichtert.

Ressortintern haben wir entscheidende Verbesserungen bei der Handhabung des Sterbemittels Natrium-Pentobarbital vorangetrieben: einerseits wurde mittels eines aus der Medizin anerkannten Zusatzstoffes namens InOrpha der bittere Geschmack abgemildert und damit die Akzeptanz zur peroralen Einnahme gesteigert, andererseits wurde die jahrzehntelang bestehende Reservedosis abgeschafft. Beides wird langfristig zu einer Qualitätssteigerung und zu deutlichen Kostenersparnissen führen. Zudem wurden in diesem Jahr im Ressort Freitodbegleitung zahlreiche Optimierungen und Standardisierungen zur Verbesserung der Qualitätssicherung durchgeführt. So haben wir beispielsweise das Material für die Infusionsfachpersonen sowie die Ausrüstung der Begleitpersonen verbessert und vereinheitlicht. Das interne Ausbildungsprogramm für neue Begleitpersonen wurde ebenfalls überprüft und optimiert. Zudem konnten sämtliche Betriebsreglemente sowie viele Richtlinien und Formulare auf den neuesten Stand gebracht werden.

Auch die Beziehungen zu den Behörden in verschiedenen Kantonen und das gegenseitige Verständnis für die Abläufe im Rahmen einer Freitodbegleitung konnten weiter verbessert werden. Daraus resultierten diverse organisatorische Vereinfachungen. So konnten beispielsweise in einigen Kantonen die Zahl der Personen reduziert werden, welche nach einer Freitodbegleitung von Amts wegen vor Ort kommen müssen. Dies bedeutet für die Angehörigen eine klare Entlastung in einer meist recht angespannten Situation. In einzelnen Kantonen wiederum können wir die Vorankündigungen im Vorfeld von Freitodbegleitungen optimieren, was zu deutlich kürzeren Wartezeiten auf die Amtspersonen führen kann.

Im September tagte der Weltverband der Sterbehilfeorganisationen in Dublin, Irland. Es war hochinteressant und spannend, eine solche Veranstaltung mit Vertretern von Organisationen aus der ganzen Welt vor Ort zu verfolgen. Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern, welche sich noch in einem zermürbenden Kampf mit restriktiven staatlichen Auflagen und uneinsichtigen, konservativen medizinischen Organisationen befinden, sind wir mit der relativ unbürokratischen Schweizer Lösung in einer absolut beneidenswerten Lage. Zudem sind auch Personen mit Sterbewunsch in vermeintlich fortschrittlicheren Ländern wie den Niederlanden, Belgien oder Kanada bei näherer Betrachtung im Einzelfall keineswegs besser gestellt als in der Schweiz und stehen meist höheren medizinisch-administrativen Hürden gegenüber. Wir müssen also zu unseren über die Jahrzehnte erreichten Errungenschaften Sorge tragen und diese nicht leichtfertig preisgeben! In diesem Kontext soll auch der regelmässige Austausch mit den anderen Sterbehilfeorganisationen in der Schweiz genannt werden.

Ende Oktober fand in Zürich eine von EXIT organisierte Tagung statt, die sich an ein externes Fachpublikum von Entscheidungsträgern aus der Ärzteschaft, der Politik und von Behördenmitgliedern aus dem gesamten Bereich des schweizerischen Gesundheitswesens richtete. Dieser Austausch von EXIT-Exponenten mit Fachspezialisten aus der Gesundheitspolitik war sehr wertvoll und von Bedeutung für die Zukunft der assistierten Suizidhilfe in der Schweiz. Die wichtigsten bestehenden Herausforderungen im Sterbehilfe-Umfeld wurden von EXIT ausführlich dargelegt und interdisziplinär eingehend diskutiert. Dazu gehört die bessere Zusammenarbeit mit der gesamten Ärzteschaft und der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), mit dem Ziel, einengende Denkmuster und schwer verständliche Vorbehalte abzubauen. Das Bestreben, die Legalinspektion nach einer Freitodbegleitung zu vereinfachen, ist ebenfalls ein erklärtes Ziel. Ein Thema bleibt auch die Beibehaltung der absolut genügenden und guten gesetzlichen Grundlagen in der Schweiz. Wir möchten, dass in absehbarer Zeit in diesen Bereichen gemeinsam konstruktive Lösungen gefunden und umgesetzt werden können.

Aus der Statistik:

Anzahl Akteneröffnungen (AE) / Freitodbegleitungen (FTB) / Mitglieder (MG)

Statistik AE/FTB/MG202420232022202120202019
Akteneröffnungen154915861567132811851152
FTB total123512521125973913862
FTB Frauen736
(59,6%)
759
(60,6%)
660 (58,7%)571 (58,7%)538 (58,9%)508 (58,9%)
FTB Männer499
(40,4%)
493
(39,4%)
465 (41,3%)402 (41,3%)375 (41,1%)354 (41,1%)
Durchschnittsalter (Jahre)79,58079,678,278,778,2
EXIT-Mitglieder 31.12.181 647167 631154 118142 233135 041128 212

 

Kommentar: Die Mitgliederzahl stieg auch in diesem Jahr wieder um mehr als 8 %. Die Akteneröffnungen und Freitodbegleitungen konsolidierten sich seit zwei Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau und wuchsen nicht mehr weiter an.

Sterbeort

 20242023202220212020
privat937 (76%)948 (76%)855 (76%)784 (81%)748 (82%)
Sterbezimmer EXIT67 (5%)68 (5%)61 (6%)42 (4%)33 (4%)
Heim229 (19%)234 (19%)209 (18%)147 (15%)132 (14%)
Spital22321
Gesamt123512521125973913

Kommentar: Bei den Sterbeorten gab es keine grossen Änderungen gegenüber dem Vorjahr.

Anzahl FTB in ausgewählten Kantonen

 20242023202220212020
Kanton ZH410441396304312
Kanton BE174173156137133
Kanton AG12612110310986
Kanton SG8486706253
Kantone BS + BL113 (56+57)91 (44+47)92 (40+52)88 (47+41)79 (35+44)

Anzahl FTB 2024 in weiteren Kantonen: TG 53, LU 51, SO 37, GR 35, TI 29, ZG 25, SZ 25

Kommentar: Aufgrund der wenig veränderten Gesamtzahl an Freitodbegleitungen gegenüber dem Vorjahr blieben auch die Zahlen in den meisten Kantonen praktisch unverändert. Ausnahmen waren die Kantone BS und BL sowie GR, welche eine deutliche Zunahme der Fallzahlen verzeichneten. Die Gründe sind unklar.

Zugrunde liegende Krankheiten bei FTB (gerundet auf volle %-Zahlen)

                                                      

              

 

     2024

                                       

         2023

                  

2022

 

                          2021

ALS383%222%353%232 %
Augenkrankheit464%363%60%111 %
Demenz504%292%333%253 %
Herzerkrankung343%554%242%242 %
Hirnschlag484%383%202%222 %
HIV10%00%20%00 %
Krebserkrankung38731%39231%41337%34035 %
Lungenkrankheit595%625%464%485 %
MS222%171%101%222 %
Nierenkrankheit91%10%50%10 %
Parkinson433%575%434%323 %
Polymorbidität20516%33827%32028%26427 %
Polyneuropathie181%302%161%71 %
Psychische Krankheit292%111%242%131 %
Schmerzpatient20616%12610%10810%11912 %
Tetraplegie30%50%40%61 %
Andere373%332%161%162 %
Total1235 1252 1125 973 

 

 

 


Kommentar: Aufgrund einer detaillierteren Auswertungspraxis gegenüber den Vorjahren konnte die Kategorie «Polymorbidität» in mehreren Fällen auf eine Hauptdiagnose aufgeschlüsselt werden, was die Reduktion bei den Polymorbiditäts- Fällen erklärt. Eine wahrscheinliche Folge davon sind deshalb die Zunahmen bei den Fällen mit Augenkrankheiten, Demenz, Hirnschlag, psychischen Erkrankungen sowie bei den Schmerzpatienten. Die Zahl aller Freitodbegleitungen hat sich ja insgesamt nur wenig verändert. Bei der Zunahme von ALS-Krankheiten scheinen Jahresschwankungen rein zufällig zu sein, wie der Verlauf der letzten Jahre aufzeigt.
Andreas Stahel

 

Kommunikation (Anita Fetz)

Mediale Aufregung relativiert und Zukunftsthemen begleitet

Auch im letzten Jahr hatte das Kommunikationsteam wieder einiges zu tun – nicht zuletzt wegen der medialen Aufregung um die Suizidkapsel Sarco. Unsere Medienverantwortliche erhielt zahlreiche Anfragen rund um die Aktion, obwohl EXIT damit nichts zu tun hatte. Wir bleiben unserem bewährten und seriösen Weg der Freitodbegleitung treu.

Politisch hat die Sarco-Geschichte einiges ausgelöst. Wie bei solchen Medienhypes üblich, werden sofort parlamentarische Vorstösse für neue Regelungen eingereicht. Klugerweise hat der Bundesrat stets deutlich darauf hingewiesen, dass es keine neuen Gesetze braucht.

Dies war auch ein Schwerpunktthema an der EXIT-Fachtagung «Zukunft der Freitodbegleitung Schweiz» in Zürich im Oktober des letzten Jahres. Fachleute aus den Bereichen Medizin, Psychiatrie, Justiz, Gesundheitswesen und Politik haben darüber diskutiert, welche nächsten Schritte erforderlich sind. Fazit: Wir brauchen keine neuen gesetzlichen Regelungen, sondern es sind in verschiedenen Bereichen Erleichterungen notwendig. Die fünf zentralen Forderungen von EXIT wurden im Mitgliedermagazin 1.2025 vorgestellt und sind auch auf unserer Website zu finden. Diese fünf Themen möchte EXIT in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört auch die Forderung, dass Sterbehilfeorganisationen in allen Pflegeheimen zugelassen werden müssen – leider ist das noch nicht überall der Fall.

EXIT hat dazu im Kanton Zürich eine Initiative unterstützt, die im November 2023 mit 13 000 Unterschriften eingereicht worden ist. Die Regierung will mit einem Gegenvorschlag unbedingt verhindern, dass Patienten in Spitälern mit EXIT sterben dürfen. Wir werden nicht lockerlassen.

Apropos Mitgliedermagazin: An dieser Stelle möchte ich mich für die vielen positiven Feedbacks bedanken, die wir jeweils zu unserem EXIT-«Info» erhalten. Sie spornen das gesamte Redaktionsteam an, das Magazin immer noch schöner und interessanter zu gestalten.

Auch in eigener Sache waren wir aktiv: Im Sommer fuhren in grösseren Schweizer Städten Velos mit diversen EXIT-Slogans durch die Strassen. Im Herbst lief unser Filmspot auf mehreren regionalen Fernsehsendern.

Im November 2024 haben wir unsere Info-Veranstaltungen zum Thema Demenz zusammen mit der entsprechenden kantonalen Sektion von Alzheimer Schweiz in Thun begonnen. Das Interesse war riesig und zeigt, wie sehr diese Krankheit ältere Menschen bewegt. Alle weiteren Veranstaltungen an anderen Orten werden jeweils auf unserer Website angekündigt.
Anita Fetz

Recht (Katharina Anderegg)

Strukturelle Fortschritte und juristische Erkenntnisse

Nachdem wir auf Anfang des Jahres das neue Organisationsreglement in Kraft gesetzt haben, kann ich zufrieden feststellen, dass sich dieses in der Praxis bewährt hat. Ein Ziel dieses Reglements, nämlich die Entflechtung von strategischem und operativem Handeln, wurde spürbar gefördert, was sehr erfreulich ist.

Ein wichtiger Schritt war der Eintrag unseres Vereins in das Handelsregister. Dies ermöglicht noch mehr Transparenz, insbesondere was die Zeichnungsberechtigungen für den Verein betrifft.

Dank dem Einsatz unserer Leiterin HR, die auch den Rechtsdienst führt, konnten auch alle übrigen internen Reglemente aktualisiert und in Kraft gesetzt werden. Diese Anpassungen wurden nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung nötig.

Einmal mehr hat das Bundesgericht ein Urteil erlassen, welches unser Vorgehen stützt und schützt. Die Freisprechung von Herrn Dr. Pierre Beck, der ein Ehepaar begleitet hat, bei dem aber nur der Ehemann schwer krank war, ist aus juristischer Sicht eine Befriedigung. Der Vorstand hat jedoch einstimmig beschlossen, an den heutigen Weisungen nichts zu ändern und wird weiterhin für jede Begleitung ein Leiden voraussetzen.

Die Trennung von der Stiftung palliacura machte eine Statutenänderung nötig, welche aber diskussionslos durch die Vereinsversammlung gutgeheissen wurde.

Die von EXIT im Herbst organisierte Fachtagung war für mich als Juristin sehr interessant. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Juristen und Mediziner denken und argumentieren und wer wo welche Schwerpunkte setzt. Eindrücklich waren die beiden Referate von Herrn Dr. Häring zu den Themen «Spezialgesetzgebung» und «Sonderkategorie Aussergewöhnlicher Todesfall». Seine klare, schnörkellose Argumentation und die präzisen Schlussfolgerungen waren beeindruckend. Dass kurz vor der Tagung eine Begleitung in der Sterbekapsel Sarco stattfand, welche zu intensiven Diskussionen führte und immer noch führt, verlieh der Tagung zusätzliches Gewicht.

Der Vorstand hat beschlossen, gemeinsam mit verschiedenen Sektionen des Vereins Alzheimer Schweiz in diversen Städten in der Deutschschweiz Info-Veranstaltungen zum Thema Demenz durchzuführen. Der erste dieser Anlässe hat im Dezember 2024 in Thun stattgefunden. Das Interesse daran war riesig, der Saal musste erweitert werden und trotzdem fanden nicht alle Interessierten Platz. Demenz ist ein Thema, welches nicht nur unsere Mitglieder stark beschäftigt. Es ist für viele nur schwer zu begreifen, dass keine Begleitung mehr durchgeführt werden kann, wenn die Urteilsfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Mit den heutigen rechtlichen Rahmenbedingungen wäre aber das Verabreichen des Mittels an urteilsunfähige Personen aktive Sterbehilfe und somit ein gewichtiger Straftatbestand. Dies könnte nur durch eine Gesetzesanpassung geändert werden, was EXIT im Moment nicht anstrebt. Hilfreich beim Anlass in Thun war das Referat eines Psychiaters, der erläuterte, dass die Diagnose Demenz bzw. Alzheimer nicht sofort zum Verlust der Urteilsfähigkeit führt.

Meine Teilnahme am Kongress der World Federation of Right to Die Societies in Dublin, Irland, war ausgesprochen bereichernd. Zuzuhören, mit welchen Problemen Personen aus der ganzen Welt im Zusammenhang mit Sterbehilfe zu kämpfen haben, war einerseits bedrückend. Andererseits war ich beeindruckt, mit welchem Engagement sie in ihren Heimatländern das Thema Sterbehilfe vorwärtsbringen wollen. Es ist davon auszugehen, dass in denjenigen Ländern, in welchen Sterbehilfe noch nicht möglich ist, bei einer Abstimmung ein Gesetz mit grosser Mehrheit gutgeheissen würde. Eine solche Abstimmung ist aber in vielen Ländern gar nicht vorgesehen, weshalb die parlamentarische Lobby-Arbeit für das Anliegen zentral ist.

Wichtigste Erkenntnis aus Dublin: Ich wurde bestärkt in der Meinung, dass es in der Schweiz kein Spezialgesetz über den assistierten Suizid braucht. Gesetze zu erlassen, ist enorm anspruchsvoll, es können nie alle Eventualitäten geregelt werden – dies haben mir die Referate aus diversen Ländern einmal mehr aufgezeigt. Ein Spezialgesetz würde auch in der Schweiz unflexible Schranken schaffen und die Tätigkeit der Sterbehilfeorganisationen in der Schweiz entscheidend schwächen.
Katharina Anderegg

Finanzen (Andreas Russi)

Neuer Rechnungslegungsstandard

Nun ist für EXIT die Zeit reif geworden, den Jahresbericht erstmals nach dem Rechnungslegungsstandard Swiss GAAP FER 21 für Nonprofit-Organisationen zu erstellen und zu veröffentlichen. Die bereits seit längerer Zeit laufenden Vorarbeiten wurden im Berichtsjahr erfolgreich vom Leiter Finanz- und Rechnungswesen und seinem Team abgeschlossen. Unsere Revisionsgesellschaft hat infolgedessen zum ersten Mal unsere finanzielle Berichterstattung einer ordentlichen Revision unterzogen (siehe Bericht der Revisionsstelle auf Seite 23). In der Geschichte von EXIT sind das zwei bedeutende Meilensteine, deren Erfolg mir besonders am Herzen gelegen hat.

Weitere Schwerpunkte im Berichtsjahr 2024 waren die Finalisierung verschiedener interner Reglemente zur weiteren Stärkung unserer Corporate Governance sowie die Auswertung der aktuariellen Studie 2024 zur Rückstellung für unsere Lebenszeit-Mitglieder.

Für die wesentlichen Informationen zum Tagesgeschäft und zu weiteren wichtigen Aufgaben, die für die Wahrnehmung der Querschnittfunktion eines Finanzvorstands notwendig sind, konnte ich mich auf den regelmässigen Austausch mit den Mitgliedern der Geschäftsleitung und den Mitarbeitenden im Finanz- und Rechnungswesen verlassen.

Als deren Präsident habe ich im Berichtsjahr vier Sitzungen der Anlagekommission (ALK) vorbereitet und geleitet. Für die jeweils vertieften Abklärungen und Analysen konnte ich auf die bewährte Zusammenarbeit mit unseren Anlageberatern zurückgreifen. EXIT verfolgt eine langfristig ausgerichtete, sachgerechte Vermögensallokation.

Nach der letztjährigen, lange herbeigesehnten Wiederbelebung der verzinslichen Werte haben diese im zu Ende gehenden Berichtsjahr durch Entscheidungen der massgebenden Zentralbanken bereits einen herben Dämpfer erlitten. Die ALK musste zur Kenntnis nehmen, dass das Gespenst der Negativzinsen wieder aktiv werden könnte und das Agieren an den Finanzmärkten für uns künftig sicher nicht einfacher wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich mögliche Neuausrichtungen der Politik in Ländern, in denen Regierungswechsel stattgefunden haben oder noch anstehen, an den Börsen und Märkten auswirken werden.

Positiv zu vermerken ist, dass die geopolitischen Unsicherheiten und Verwerfungen der Innovation, dem technologischen Fortschritt sowie der Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft bisher nichts anhaben konnten. Das Börsenjahr 2024 gehört daher zu den besten. Das vom Vorstand in seiner letzten Sitzung dieses Berichtsjahres genehmigte Budget 2025 (siehe separaten Kommentar zum Budget 2025) und die Jahresrechnung 2024 gehörten zu meinen weiteren Schwerpunkten.

Aus den persönlichen Rückmeldungen von Mitgliedern und Dritten zu EXIT sowie aus der konstruktiven Zusammenarbeit im Vorstand, mit der Geschäftsleitung und den Mitarbeitenden schöpfe ich meine Energie, um mich weiterhin für unseren Verein einzusetzen.
Andreas Russi

Geschäftsführung (Bernhard Sutter)

EXIT weiter hoch im Kurs

Bei erneutem Mitgliederwachstum und hoher Nachfrage ist die Vereinsadministration im Berichtsjahr ihren Aufgaben effizient nachgekommen. Finanziell steht EXIT weiterhin gut da.

Die Versicherungsidee hinter EXIT und ihren Dienstleistungen findet Anklang in der Deutschschweiz. Unser Verein, heute schon einer der grösseren im Land, hat auch 2024 Tausende Mitglieder gewinnen können. Es bleibt ein Bedürfnis, die Selbstbestimmung als Patientin und Patient mit einer EXIT-Mitgliedschaft abzusichern. Dies erfährt die Geschäftsstelle täglich aufgrund von Mails und Anrufen. Beispiele im O-Ton: «Ich möchte nicht wiederbelebt werden, falls ich ein medizinisches Ereignis erleide. Was soll ich tun?»; «Mein bester Freund liegt nach einer riskanten Alters-OP bewusstlos auf der Intensivstation. Er ist reanimiert worden, obwohl er das nicht wollte. Können Sie helfen?»; «Meine Grossmutter und meine Mutter sind an Alzheimer gestorben. Mir könnte das auch blühen. Wenn ich die Diagnose erhalte, werde ich sofort mit euch gehen. Deshalb werde ich jetzt Mitglied.»; «Ich durfte jemanden begleiten, der den EXIT-Weg beschritten hat. Es ist alles gut abgelaufen. Bitte machen Sie weiter so.»; «Ich bringe gerade alles in Ordnung: Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung, Testament etc., um auf alles gut vorbereitet zu sein. Da gehört für mich auch die EXIT-Mitgliedschaft dazu.»

So erstaunt nicht, dass EXIT im Lauf des Jahres 2024 über 20 000 neue Mitglieder aufgenommen hat.

Die Vereinsverwaltung betreut mit 43 Festangestellten in Zürich und aus den Büros Bern, Basel, Tessin voll digitalisiert die Anliegen von über 180 000 Mitgliedern.

Entgegen der landläufigen Meinung macht die Freitodhilfe dabei nur den «kleineren» Anteil aus. Zwar stehen wir durchschnittlich jeden Tag des Jahres mindestens drei Menschen am Lebensende beim selbstbestimmten Sterben bei. Doch fordern über 100 Anrufe und noch mehr E-Mails, fast 80 Neuaufnahmen und die Ausgabe von ebenso vielen Patientenverfügungen pro Arbeitstag, die Beratung und Abklärung von tagtäglich 20 hilfesuchenden Patientinnen und Patienten genauso unseren steten Einsatz.

Und als Geschäftsführer darf ich sagen: Mit grossem Engagement setzen wir uns ein bei tragischen Einzelschicksalen unter den Mitgliedern: wenn Demenz die Persönlichkeit auszulöschen droht, der Krebs unaufhaltsam wuchert, nach einem Ereignis keine Aussicht auf Besserung besteht, Altersleiden unerträglich werden …

Im Berichtsjahr wurde die bisherige Geschäftsführung ausgebaut auf eine Geschäftsleitung mit vier Personen. Die Leitungen Freitodbegleitung, Finanzen/IT und HR/Recht tragen zusammen mit dem Geschäftsführer die Verantwortung. Das erfahrene Gremium steuerte die operativen Geschäfte mit Motivation sowie dem Ziel effizienter Abläufe und sorgte besonders auch in den Vorstandsressorts für Entlastung. Die Umstellung der Rechnungslegung und auf die ordentliche Revision ist vollzogen und EXIT im Handelsregister eingetragen.

Im Berichtsjahr haben wir viele Anlässe wie EXIT-Tag, Vereinsversammlung im Zürcher «Volkshaus», Treffen/Seminare organisiert, darunter insbesondere die Fachtagung zur Zukunft der Freitodbegleitung in der Schweiz, die ein grosses Interesse auslöste.

Die Zusammenarbeit mit Gesundheitsbranche, Behörden und Politik basiert auf gegenseitigem Respekt sowie dem gemeinsamen Willen, Patientinnen und Patienten ihr Selbstbestimmungsrecht zu ermöglichen.

Der Austausch mit Schwesterorganisationen im In- und Ausland war konstruktiv und lehrreich. Nebst bilateralen Treffen ist die Teilnahme am Weltkongress in Irland mit über 50 Organisationen zu nennen.

Zu erwähnen ist zudem die Arbeit in der Anlagekommission. EXIT legt ihre finanziellen Mittel langfristig an. Die Vereinsfinanzen sind dank umsichtiger Anlagestrategie, stetem Wachstum und der Grosszügigkeit der Spendenden grundsolide.

Das Wertvollste für die Organisation ist jedoch unsere Seriosität und Glaubwürdigkeit, wofür wir alle einstehen.

Dem Dank der Präsidentin für das Vertrauen der Mitglieder und des Gesamtvorstands sowie an die Mitarbeitenden für ihren unermüdlichen Einsatz schliesse ich mich an dieser Stelle an.

Nicht zuletzt wollen wir den 4607 Mitgliedern gedenken, die uns im Jahresverlauf verlassen haben. Darunter Alt-Nationalrat und Radio-Direktor Andreas Blum, der EXIT sechs Jahre lang im Vorstand und als Kommunikator unterstützt hat.
Bernhard Sutter

Geschäftsprüfungskommission (GPK)

Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) von EXIT ist ein Kontrollorgan, das im Auftrag der Mitglieder prüft, ob Vorstand und Geschäftsleitung die statutarischen und rechtlichen Anforderungen erfüllen. Dazu nimmt sie Einblick in die Tätigkeit der beiden Gremien. Ausserdem vergewissert sie sich, ob die Beschlüsse der Vereinsversammlung korrekt und ordnungsgemäss umgesetzt werden. Sie erhält jeweils die Protokolle der Vorstandssitzungen und bekommt dadurch einen Einblick in die laufenden Geschäfte.

Die GPK hat im Geschäftsjahr vier Sitzungen durchgeführt. Ausserdem haben die GPK-Mitglieder in einzelnen Gesprächen mit der Geschäftsleitung und der Leitung Freitodbegleitung über verschiedene Aspekte, Prozesse und Abläufe diskutiert und Informationen ausgetauscht. Dabei wurden auch Anregungen platziert.

Die GPK traf sich am 26. Februar 2024 mit einer Vertretung des Vorstands, Bernhard Sutter, Leiter Geschäftsstelle, sowie mit der externen Revision, um die Jahresrechnung 2023 zu besprechen. Die GPK stellt fest, dass das Vereinsvermögen sorgfältig bewirtschaftet und verantwortungsvoll verwaltet wird. Sie dankt dem Finanzchef Andreas Russi für die umsichtige Verwaltung des Vereinsvermögens.

An ihrer März-Sitzung organisierte die GPK ihre interne Aufteilung der Aktenkontrolle neu. Die GPK-Mitglieder bestätigten ihren übereinstimmend positiven Eindruck der Dokumentation hinsichtlich Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit.

An ihrer Juni-Sitzung tauschten sich die GPK-Mitglieder über verschiedene Gespräche aus. Zunächst hatten sie in einem Austausch mit der Leitung Freitodbegleitung im Mai 2024 wertvolle Anregungen zur Organisation der digitalen Aktenkontrolle erhalten. Beim gleichen Termin konnte die GPK verifizieren, dass Datenschutzthemen weiterhin sehr professionell bearbeitet werden. Anlässlich des EXIT-Tags vom 13. April 2024 fand ein konstruktiver Austausch mit dem Vorstand statt. Unter anderem wurden Fragen zur Regionalisierung der Freitodbegleitung zufriedenstellend beantwortet. Weiter griff die GPK die an der Vereinsversammlung durch ein Mitglied platzierte Forderung nach einem progressiveren politischen Auftritt von EXIT auf. Die GPK begrüsst die pragmatische Haltung des Vorstands dazu und schätzt die Diskussionskultur an der Vereinsversammlung, die dafür sorgt, dass verschiedenartige Voten Gehör finden.

An der November-Sitzung evaluierte die GPK Erfahrungen mit dem neuen Formular für Erstgespräche. Im Rahmen der Aktenkontrolle wurde deutlich, dass die Verwendung des Formulars dazu führt, dass die Dokumentation noch besser und noch präziser gestaltet ist. Die GPK diskutierte anhand eines Berichts ihres Präsidenten von der EXIT-Fachtagung vom 26. Oktober 2024 die dort präsentierten fünf Forderungen. Sie sprach zuhanden des Vorstands ihre Unterstützung für diese Forderungen aus. Die GPK thematisierte die medial im Herbst 2024 sehr präsente Diskussion um die «Suizidkapsel» Sarco und erklärt sich mit dem zurückhaltenden, unaufgeregten Umgang des Vorstands mit der Thematik einverstanden.

Anlässlich der letzten GPK-Sitzung im Geschäftsjahr fand ein Erfahrungsaustausch mit dem Leitungsteam Sterbebegleitung statt. In diesem Rahmen liess sich die GPK über die Erfahrungen mit der Digitalisierung der Verwaltung des Sterbemittels NaP berichten. Der GPK wurde gezeigt, dass sich die neue digitale Lösung bewährt hat. Die GPK nimmt bei dieser Gelegenheit die Information entgegen, dass künftig auf das Mitführen einer Ersatzdosis des Sterbemittels verzichtet werde. Administration und Kontrolle würden dadurch erleichtert. In den äusserst seltenen Fällen, in denen eine Ersatzdosis erforderlich wäre, könnte diese mittels Kurierdienst rasch besorgt werden. Die GPK begrüsst die Änderung. Zum Einsatz der neuen Laptops, welche EXIT den Begleiterinnen und Begleitern zur Verfügung stellt, äusserte sich die GPK ebenfalls positiv. Damit wird eine weitere Verbesserung der digitalen Aktenführung – bei gleichzeitiger Erhöhung der Informationssicherheit – sichergestellt.

Die GPK konnte sich im Berichtsjahr erneut überzeugen, dass alle Instanzen und Gremien ihre Aufgaben bei hoher Arbeitsauslastung gewissenhaft und professionell ausgeführt haben. Insbesondere zum Umgang mit dem Sterbemittel auf der Geschäftsstelle hatte die GPK im Berichtsjahr Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass bestehende Prozesse eingehalten, wenn nötig hinterfragt und kontinuierlich verbessert werden. Die GPK verdankt den ausserordentlich grossen Einsatz aller Beteiligten.
Christa Stamm, 24. FEBRUAR 2025