Ärzte-Präsident will Chronischkranken Selbstbestimmung entziehen
FMH-Präsident Jürg Schlup spricht sich in den Medien dafür aus, dass nur Patienten, die dem Lebensende «sehr nah» seien, selbstbestimmt sterben dürften – Langzeitleidende aber nicht. Das ist eine – für einen Ärztefunktionär offenbar immer noch typische – bevormundende Haltung: Dr. Schlup entscheidet, was für seinen Patienten richtig ist, und nicht der Patient selbst.
Dabei möchten doch vielleicht gerade schwer leidende Patienten, die nicht innert weniger Wochen durch den Tod erlöst werden, eher ihr Leiden mit ärztlicher Hilfe abkürzen, als solche, bei denen es schon fast vorbei ist. Im Einklang mit dem Ärzte-Präsidenten sollen nun die Richtlinien für Mediziner geändert werden. Auf die angebotene Zusammenarbeit mit den Selbstbestimmungsorganisationen wie Exit wurde nicht eingetreten. Es fragt sich also, ob es den Funktionären wirklich ums Patientenwohl geht.
Schlup bedauert, dass es heute fünf Sterbehilfeorganisationen gebe. Das wirkt scheinheilig: Wenn Dr. Schlup und Kollegen nicht helfen wollen, muss ja jemand helfen können - schliesslich hält die Medizin immer länger am Leben, es gibt mehr Hochaltrige mit schweren chronischen Leiden. Wenn die Ärztefunktionäre endlich für ihre Patienten statt für sich selbst handeln würden, bräuchte es auch keine Sterbehilfeorganisationen mehr.