Lebensende: Arzt soll konkrete Hilfe leisten
Die Mehrheit der Deutschschweizerinnen und -schweizer erwartet von ihrem Hausarzt und vom behandelnden Arzt, dass er sie zu sämtlichen Optionen am Lebensende unvoreingenommen berät und ihnen bis zum Tod beisteht. Für über die Hälfte der Bevölkerung umfasst dies explizit auch die Sterbehilfe. Das zeigt eine repräsentative Studie des LINK-Instituts.
Was Ärztinnen und Ärzte zu Fragen zum letzten Lebensabschnitt und zur Sterbehilfe meinen, wurde in der Vergangenheit mehrfach untersucht. Was aber Patientinnen und Patienten in dieser Hinsicht wünschen, haben die Ärzteorganisationen bis heute nie untersuchen lassen. Die Selbstbestimmungsorganisation EXIT hat deshalb eine Umfrage durchführen lassen zum Thema, was die Bevölkerung hinsichtlich Lebensende und Sterbehilfe von der Ärzteschaft erwartet.
Die Meinungsumfrage ist die erste dieser Art überhaupt und zeigt bemerkenswerte Resultate. So wollen 94 Prozent der Befragten im Alterssegment 50+, dass der Arzt sie neutral und unvoreingenommen bis zum Lebensende berät. Dazu gehört für 72 Prozent, dass ihr Arzt sie frühzeitig über das Selbstbestimmungsrecht beim Sterben sowie über die dadurch möglicherweise entstehenden Auswirkungen für Angehörige und nahestehende Menschen orientiert. Dass der Arzt sie über die Leistungen von Hilfsorganisationen wie Spitex oder EXIT informiert, möchten 64 Prozent, dass er ihnen offen sämtliche Aspekte der Sterbehilfe darlegt, 56 Prozent der Befragten.
Zwar haben «nur» 63 Prozent der Befragten im dritten Lebensabschnitt die Sterbehilfe schon ernsthaft erwogen. Doch ist diese Zahl umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass die meisten der Bevölkerung keine Freitodbegleitung wollen. Aus dieser Perspektive erwartet ein hoher Anteil von 62 Prozent vom Arzt nicht nur Beratung und Therapie am Lebensende, sondern dass er auch die Dokumente wie Diagnoseschreiben oder Zeugnis für die Urteilsfähigkeit ausstellt, welche eine gesetzliche Bedingung für Sterbehilfe sind. 55 Prozent der befragten Bevölkerung wollen, dass der Arzt dem Patienten auf Wunsch das obligatorische Rezept für ein Sterbemittel ausstellt, wenn sich dieser in einer hoffnungslosen Situation befindet und selbstbestimmt sterben möchte.
Falls der Arzt sich weigert, sie bei der Freitodhilfe zu unterstützen, würde sich eine Mehrheit von 52 Prozent einfach direkt an eine Selbstbestimmungsorganisation wenden. Rund ein Drittel der Patienten würde gar ernsthaft einen Arztwechsel erwägen, wenn der Arzt sie beim selbstbestimmten Sterben im Stich lassen würde. (JW)
Die ausführlichen Resultate der Studie sind unter diesem Link nachzulesen: