Werner Kriesi, EXIT-Begleiter und engagierter Verfechter des Altersfreitods, ist gestorben

Der reformierte Pfarrer und EXIT-Begleiter Werner Kriesi ist am 5. August nach kurzer Krankheit im Alter von 90 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben. Er war ein grosser Kämpfer für das Selbstbestimmungsrecht am Lebensende.

Kriesi, geboren 1932, stammte aus Dübendorf im Kanton Zürich. Ursprünglich Schreiner studierte er später Theologie und arbeitete 30 Jahre als reformierter Pfarrer, zuerst in Basel und anschliessend in Thalwil/ZH.
Den ersten Freitod für EXIT begleitete Werner Kriesi nach seiner Pensionierung 1997. In einer für den Verein von internen Krisen und Konflikten geprägten Zeit wird Kriesi 1998 in den Vorstand gewählt und übernimmt die Leitung der Freitodbegleitung mit einem damals fünfzehnköpfigen Team. Nach zehn Jahren, in denen er kurzeitig 2002/2003 auch das Vereinspräsidium übernommen hatte, tritt er von seiner Funktion zurück. Später bleibt er noch für jene Fälle zuständig, in denen der Entscheid für oder gegen einen assistierten Suizid den Beteiligten besonders schwerfällt. Werner Kriesi war ein grosser Verfechter des Altersfreitods und setzte sich dafür ein, dass auch betagte Menschen mit nicht unmittelbar zum Tod führender Erkrankung selbstbestimmt sterben können.

Auf die Frage, welche Anforderungen ein Sterbebegleiter erfüllen müsse, sagte Kriesi 2007 in einem Interview: „Eine stabile Persönlichkeit und umsichtige Umgangsformen sind unerlässlich, ebenso ein hohes Mass an Kommunikationskompetenz. Die Bedürfnisse von sterbewilligen Menschen sind sehr unterschiedlich, ebenso jene der Angehörigen – auf diese gilt es einzugehen. Weiter sollten Sie in der Lage sein, mit spirituellen Bedürfnissen umzugehen. Will jemand etwa über ein Leben nach dem Tod sprechen, dann müssen Sie darauf eingehen können.“

Im 2021 erschienenen Buch „Wenn Sie kein Feigling sind Herr Pfarrer“ hat die Philosophin und Autorin Suzann-Viola Renninger auf der Basis vieler Gespräche die Gedanken und Erinnerungen von Werner Kriesi in eine Form gebracht und sie „mit philosophiegeschichtlichen und auch persönlichen Exkursen ergänzt“. Auch die moralischen Dilemmas, Widersprüche und ungelösten Fragen, die das Thema Sterbehilfe mit sich bringt, finden im Buch Platz. Die Erzählungen von Kriesi helfen dabei, besser zu verstehen, was jemanden dazu bewegt, nicht mehr weiterleben zu wollen.

Mit dem Tod von Werner Kriesi verliert EXIT einen konstruktiven Mitstreiter, treuen Weggefährten, guten Freund und visionären Geist. Als ehemaliger Präsident, Vize-Präsident und erster Leiter der Freitodbegleitung hat Werner Kriesi die Geschicke der Organisation massgeblich gestaltet und geprägt. Seine engagierte, kritische und bestimmte Stimme wird fehlen. Ebenso sein bissiger Humor, seine rhetorische Brillanz und seine tiefe Menschlichkeit.

Kriesi hinterlässt seine Ehefrau sowie eine Tochter und zwei Söhne.

Betrachtungen zum Thema "Leiden am Alter" von Werner Kriesi.

«Das Leben als Geschenk Gottes und nur dieser könne es auch wieder nehmen? – Das ist hartherzige Schreibtischtheologie, weder zu Ende gedacht noch vom Leben verifiziert. »
Werner Kriesi

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